Kriegsende
Egon Stoll-Berberich flog am Ende des Krieges von Pardubitz aus mit zwei Kameraden in einem Fiesler Storch in Richtung Thüringer Wald und setzte das Flugzeug in der Nähe von Langensalza in die Bäume, um zu verhindern, dass die Maschine in gegnerische Hände hätte fallen können. An Bord befand sich auch ein weiterer Kamerad aus Bensheim, der die Dramatik der Situation ständig mit den in südhessischem Akzent gefärbten Worten „Egon, die schnabbe uns!“ kommentierte – eine Redensart, die bei Gesprächen der beiden auch lange nach dem Krieg noch Verwendung fand.
Nach der Ankunft trennten sich die Kameraden, und Egon Stoll-Berberich vergrub Teile seiner Ausrüstung und seine Dienstwaffe, um sich zivil gekleidet zum Wohnort seiner Familie zu begeben. Zu diesem Zeitpunkt war Thüringen von amerikanischen Truppen besetzt, und Egon Stoll-Berberich meldete sich am 16. Mai 1945 bei den Behörden. Der Meldezettel wies ausdrücklich auf seinen schlechten Gesundheitszustand hin, nämlich auf eine immer noch akute Dysenterie, die bereits bei einer truppenärztlichen Behandlung im April 1945 festgestellt worden war. Am 7. Juni erhielt er vom Landratsamt in Langensalza die Genehmigung, dort wohnen und arbeiten zu dürfen.
Zwischenzeitlich gelangte er wohl auch kurzfristig nach Bensheim, da er sich eine Bescheinigung des Bürgermeisters von Langensalza besorgt hatte, um in Bensheim, seinem ständigen Wohnsitz, in der Landwirtschaft arbeiten zu können.
Mit dem überraschenden Wechsel der Besatzungsmächte, der im Juli 1945 in Thüringen stattfand, drohte ihm die Gefahr der Gefangennahme durch sowjetische Truppen. Egon Stoll-Berberich wurde in Langensalza von Freunden mit Arbeitskleidung ausgestattet und war vom 25.07.1945 bis zum 08.09.1945 als Mitarbeiter einer Bekleidungsfirma tätig. Trotz „guter Tarnung“ und einem vorsorglichen Beitritt in die „einheitliche, freie, demokratische Gewerkschaft“, ausgestellt durch die „Antifaschistische Front Langensalza“, wurde Egon Stoll-Berberich im September "enttarnt". Er konnte sich im letzten Moment einer Festnahme durch die Flucht über die Dächer der Fabrikationshalle entziehen und gelangt so - nach mehreren Umwegen und einer erneuten Flucht - im Oktober 1945 in seine Heimat zurück. Dort arbeitete er zeitweise als Koch bzw. Küchenhilfe für amerikanische Soldaten, die in Bensheim stationiert waren, und kam so an Lebensmittelrationen für seine Familie.
Meldeschein der US-Armee für Kriegsgefangene
Beitritt in die "einheitliche, freie, demokratische Gewerkschaft, Industriegruppe 12, Langensalza"
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Bescheinigung zum Beitritt in die "einheitliche, freie, demokratische Gewerkschaft, Industriegruppe 12, Langensalza" von Egon Stoll-Berberich. |