I./S.G. 77
Am 13. April 1945 übernahm Egon Stoll-Berberich als Kommandeur die I./S.G. 77 in Niemes1, die er Ende April nach Pardubitz2 verlegen musste.
Aufgrund der unübersichtlichen Lage in den letzten Wochen des Krieges liegen kaum persönliche Informationen zu den Geschenissen vor, die Egon Stoll-Berberich in den letzten Wochen erlebt haben muss. Nur folgendes ist bekannt:
Die ihm zugeteilte Gruppe wurde zuvor von Hauptmann Hans-Joachim Brand3 geführt, der zuvor bei Angriffen auf russische Panzer gefallen war. Stoll-Berberich wurde nach erfolgreichem Verbandsführerlehrgang und der Versetzung als Kommandeur der zur I./S.G. 77 am 21. April 1945 zum Major befördert. Die Beförderung wurde ihm durch den LN-Zugführer (Anm.: Luftnachrichten Zugführer) seiner Gruppe überbracht, allerdings lässt sich nicht mehr nachvollziehen, ob diese Meldung als Fernschreiben oder als Funkspruch an die Gruppe erging. Zeitgleich erhielt er auch den Befehl, sich beim Geschwaderstab S.G. 77 in Pardubitz zu melden, wobei dies aufgrund der Schlechtwetterlage und Erdeinsatz seiner Gruppe und einer Gruppe der S.G. 2, unter Führung von Herrn Oberst Rudel, erst am 28. April 1945 geschehen konnte. In Pardubitz wurde die Beförderung nochmals mündlich ausgesprochen.
Bei seiner späteren Bewerbung bei der Bundeswehr nannte Stoll-Berberich als Zeugen dieses Sachverhaltes den ehemaligen Kommodore des S.G. 77, Herrn Oberstleutnant Mössinger, und den LN-Zugführer, Herrn Leutnant Ernst-Joachim Schlieter. Sein zur Klärung an das Ministerium verschicktes Soldbuch erreichte die zuständige Dienststelle im BMVg jedoch nicht. Zwar reichte Berberich weitere Zeugen nach, jedoch wurde seine Beförderung nicht anerkannt.
Standorte der I./S.G. 77
Sowohl der Standort Niemes als auch Pardubitz waren bis zum Kriegsende unter Kontrolle der Wehrmacht. Egon Stoll-Berberich war mit seiner Einheit in diesem Kessel gebunden und versuchte zu Kriegsende sich zu seiner Familie nach Langensalza durchzuschlagen, hinein in das von amerikanischen Truppen kontrolliertem Gebiet.
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Brand, Hans-Joachim, * 16. Mai 1916, Lüneburg, † 18. April 1945, Alteno b. Lucken. Hans-Joachim Brand trat am 1. April 1936 in die Luftwaffe ein und kam nach seiner fliegerischen Ausbildung zur II. Gruppe des Stuka-Geschwaders 2. Als Unteroffizier nahm er am Polen- und Frankreichfeldzug teil. Im August 1940 wurde er zum Feldwebel befördert. Im Januar 1942 flog Hans-Joachim Brand bei der 8. Staffel als Kettenführer gegen Schiffsziele bei Feodosia seinen 200. Einsatz. Im März 1942 wurde er mit dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichnet und am 1. April 1943 folgte die Beförderung zum Oberleutnant und die Versetzung zum Stuka-Geschwader 77. Hier flog er bei der 6. Staffel bei Tolokonja seinen 500. Einsatz. Anschließend wurde er Staffelführer der 1. Staffel und am 1. November 1943 zum Hauptmann befördert. Am 17. Dezember 1943 wurde ihm das Ritterkreuz verliehen. Am 16. Mai 1944 absolvierte er seinen 800. Feindflug. Im November 1944 wurde Hauptmann Brand Kommandeur der I. Gruppe im Schlacht-Geschwader 77. Auf seinem 964. Feindflug wurde er am 18. April 1945 in der Nähe des Flughafens Alteno in der Niederlausitz bei einem Tiefflug-Angriff gegen russische Panzer von leichter Flak abgeschossen. Quelle: Brand, Hans-Joachim, Eintrag lexikon-der-wehrmacht.de, zuletzt besucht am 22.09.2024. ↩
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Mössinger, Manfred. Die Schreibweise seines Namens variiert in verschiedenen Quellen. Es lassen sich die Schreibweisen "Mossinger", "Mössinger" und "Mößinger" finden. Mössinger, Manfred, *16. März 1914. Leutnant 1. Januar 1937 (RDA), 1. Juni 1939 Beförderung zum Oberleutnant bei der I./St.G. 1. Am 1. September 1939 als Oberleutnant beim Stab I./St.G. 1 wegen Treibstoffmangels unverletzt mit seiner JU 87B (Kennung: A5 + AL) nördlich von Mlawa notgelandet. Im September 1939 als Technischer Offizier als Oberleutnant im Gruppenstab des I./St.G. 1 eingesetzt. Ab 1941 Flugleiter bei der Luftkriegsschule Werder eingesetzt und am 1. März 1943 zum Hauptmann befördert. Ab Juli 1943 Kommodore des JG 302. Von Ende Oktober 1943 als Hauptmann und Kommandeur der III./JG 301 und anschließend als Kommodore of JG 302 bis September 1944 eingesetzt. Am 1. Mai 1944 Beförderung zum Major anschließend Beförderung zum Oberstleutnant am 1. September 1944. Ab dem 16. Februar 1945 Kommodore des SG 77. Zwischenzeitlich, ab dem 8. Januar bis zum 31. Januar 1945, NS-Führungslehrgang an der NS-Führungsschule II. ↩
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Gläser, Alexander, * 4. Januar 1914, Büdingen, † 13. September 2003, Büdingen. Siehe: Alexander Gläser, Eintrag tracesofwar.com, (zuletzt besucht am 21.09.2024) ↩
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Stüdemann, Gerhard, * 19. Juni 1920, Rom-Parchim, † 6. Dezember 1998, Trier. Siehe: Alexander Gläser, Eintrag tracesofwar.com, (zuletzt besucht am 21.09.2024) ↩